Inspiriert durch eine zeitgenössische Arzneimittellehre, führte der Arzt und Apotheker Dr. Samuel Hahnemann einen Selbstversuch mit der Arznei Chinarinde durch. Hierbei stellte er eine Ähnlichkeit zwischen der Arzneiwirkung von Chinarinde und den Symptomen der Malaria, welche er selbst durchgemacht hatte, fest. Nun war Hahnemann zu diesem Zeitpunkt gerade auf der Suche nach dem Schlüssel, wie von Arzneiwirkung auf Heilwirkung einer Arznei geschlossen werden kann. Chinarinde (Chinin) war zu jener Zeit ein bewährtes Heilmittel bei Malaria. Hahnemann stellte folgendes fest: Chinarinde heilt Malaria und Chinarinde erzeugt Symptome wie Malaria.
Diese Erkenntnis wurde Ausgangspunkt und Antrieb seiner Jahrzehnte umfassenden Arbeit im Dienste der Medizin. Bis in hohe Alter von 88 Jahren entwickelte Hahnemann die Homöopathie zu einer Therapie, die bis heute nichts von ihrem Reiz und ihrer Gültigkeit verloren hat. Und die anfängliche Vermutung erwies sich eine Gesetzmäßigkeit von größter Bedeutung für die Zukunft der Medizin: Similia similibus curentur (Ähnliches werde durch Ähnliches geheilt).
Christian Friedrich Samuel Hahnemann (1755 -
1843)
Meißen – Köthen – Paris
Die wichtigsten Stationen im Leben des Mannes, der die Homöopathie begründet. Seine besondere Begabung ermöglicht es dem Sohn armer Porzellanmaler, Medizin zu studieren. Sein kritischer Geist und
wissenschaftlicher Forscherdrang veranlassen Hahnemann, der Welt eine neue Heilmethode vorzustellen: Die Homöopathie. Bis ins hohe Alter bleibt der Arzt geistig und körperlich rege.
In Köthen baut er die Homöopathie zu einer umfassenden medizinischen Wissenschaft aus. In Paris findet der Witwer nochmals die Liebe und heiratet Mélanie d'Hervilly-Gohier.
Dr. Hahnemann beschließt mit 88 Jahren sein Leben auf dem Höhepunkt seines Schaffens.
Clemens von Bönninghausen (1785 - 1864)
Der geniale Nachfolger
Nachdem Dr. Hahnemann ihn von einer schweren Lungentuberkulose geheilt hat, wird Clemens von Bönninghausen der erste Nichtarzt unter den Homöopathen. Hahnemann persönlich verhilft ihm zu einer
Therapieerlaubnis, somit wird von Bönninghausen der erste staatlich legitimierte Heilpraktier, auch wenn dieser Begriff noch nicht verwendet wird.
Zum Wohle für die kranken Menschen arbeitet Bönninghausen unermüdlich an Hahnemanns Werk - der Homöopathie - weiter und bereichert diese um seine großen Verdienste. Von Bönninghausen entwickelt die
ersten Repertorien(1) und bereichert die Symptomatologie(2) um neue Erkenntnisse, um nur einiges zu nennen.
(1) Repertorien: Einzahl Repertorium. Lexikon zur Auffindung und Differenzialdiagnose von
Arzneimitteln
(2) Symptomatologie: Lehre von den Symptomen. In der Homöopathie werden Symptome ganau klassifiziert
James Tyler Kent (1849 - 1916)
Die Homöopathie im 20. Jahrhundert
Als seine Frau auf dem Sterbebett liegt und ihr scheinbar keiner mehr helfen kann, nimmt Dr. Kent die Hilfe eines homöopathischen Kollegen an. Kent ist Dr. Phelan und der Homöopathie derart dankbar,
daß er Homöopathie studiert und seinen Lehrstuhl für Anatomie aufgibt. Dr. James Tyler Kent wird der bedeutenste Homöopath des frühen 20. Jahrhunderts.
Fast hundert Jahre nach seiner Entstehung liest Kent das Organon(1) Hahnemanns, entdeckt Facetten, die vor ihm nur wenige wahrgenommen haben, lehrt diese an Universitäten und bereichert die
Homöopathie bis zum heutigen Tag. Da Kent über 12000 Patienten im Jahr entweder persönlich oder als supervisionierender Chefarzt an einer großen homöopathischen Polyklink sah, ermöglichte es ihm alle
möglichen Reaktionen des Organismus auf Arzneien zu studieren und zu klassifizieren. Dem homöopathischen Praktiker legte er damit eine unbeschreibliche Hilfe zur Hand.
Der ganzen Welt bekannt wird Kent v.a. durch sein umfassendes Repertorium(2), welches dem homöopathischen Praktiker plötzlich ungeahnte Möglichkeiten zur Findung der heilsamen Arznei liefert. Die
Werke Kents und Hahnemanns sind bis heute unverzichtbare Grundlage für ein erfolgreiches Studium der Homöopathie.
(1) Organon der Heilkunst: Das theoretische Hauptwerk Hahnemanns
(2) Repertorium: Hier sind die Arzneien über die Symptome auffindbar. Präzisere Verordnungen sind möglich
Jost Künzli von Fimmelsberg (1915 -
1992)
Er bewahrte die Homöopathie im deutschprachigen Raum
Der St. Galler Arzt ist bereits in der dritten Generation Homöopath. Nach seinem Medizinstudium klopft Künzli an die Türe von Dr. Pierre Schmitd in Genf. Pierre Schmidt macht Künzli zu seinem
persönlichen Schüler und lehrt ihm die Homöopathie im Sinne Hahnemanns und Kents. Nachdem Künzli bei Schmitd mit allen homöopathischen Wassern gewaschen wurde, setzt er es sich zur Aufgabe, die
Homöopathie neu zu verbreiten. Nach zwei verherenden Weltkriegen war die Homöopathie vielen Ärzten entglitten. Kaum einer im deutschsprachigen Raum wußte was Homöopathie eigentlich genau ist, und das
obwohl sich viele von denen selbst als Homöopath bezeichneten. Nicht den Namen, sondern das Wesen und die kunstgerechte Ausübung der Homöopathie bringt Künzli sowohl jungen und alten begeisterten
Menschen nahe.
Eine neue Epoche entsteht. Die wahren Homöopathen setzen sich nun auch sprachlich von der großen Anzahl unqualifizierter Homöopathen ab. Der Begriff klassische Homöopathie wird in dessen Folge von
Dr. Bakker eingeführt und bis heute genutzt.
Dr. Künzli führt seine Aufgabe fort, indem er, zusammen mit Dr. Keller, Kents Repertorium endlich wieder ins deutsche übersetzt und dessen Gebrauch systematisch lehrt. In den siebziger- und achtziger
Jahren des 20. Jahrhunders lehrt Künzli die Homöopathie an der Universität in Zürich. Die Homöopathie hat nun - auch im deutschprachigen Raum - endlich wieder den Status, der ihr
gebührt.
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